Durch Arbeit muß sich der Mensch sein tägliches Brot besorgen und zum Fortschritt beitragen
Alle Menschen wollen mehr oder weniger arbeiten. Aber was ist, wenn es keine Arbeit hat, die zu einen Lohn und folglich auch zu einem Einkommen fürs tägliche Leben führt? Arbeit gäbe es doch genug, aber eben nicht immer einen Lohn! Im wirtschaftlichen Bereich redet man dann von den Trösterchen «Arbeitslosigkeit», «Arbeitslosenversicherung» und «Arbeitslosengeld». Aber ist das alles? Für viele Menschen, insbesondere in der Dritten Welt, gibt es diese Möglichkeiten (Trösterchen) gar nicht. Und viele Staaten sind dummerweise auch noch von Kriegen betroffen, was viele Menschen unschuldig und noch mehr an Hunger und Durst leiden lassen, und das im 21. Jahrhundert! Und auch der Waffenhandel – ein Milliardengeschäft – gibt den Armen nicht das nötige Brot! Was ist nur mit dieser Welt los? Ist die sogenannte lohngetriebene Wirtschaft (eine Einzelwissenschaft) in höchstem Masse ungerecht? Gibt es in der Welt überhaupt je eine Chance, aus diesem Desaster herauszukommen und zu einem gerechteren System zu finden? Eins Vorweg: Ja, es gibt diese Hoffnung, es gibt diese Zuversicht! Aber Schritt für Schritt.
Was vermutlich viele – selbst in unseren Breitengraden – nicht wissen, ist, dass der Begriff «Arbeit» auch noch andere Facetten hat. «Arbeit» ist nicht nur ein Lohngebilde und einfach nur von einem Lohn abhängig. Zu dieser Erkenntnis kommen sicherlich eher ältere Menschen, jüngere Menschen denken da gar nicht dran, dass sie einmal auch älter werden und in die gleiche Lage kommen. Dennoch verrichten viele Menschen im alltäglichen Leben oft Dinge, für die sie nie einen Lohn gesehen haben, sehen oder sehen werden. Man denke nur an die viele Freiwilligenarbeit und die Arbeit, die Eltern für ihre Familie tun.
Im kleinen theologischen Wörterbuch von Karl Rahner und Herbert Vorgrimler, Herder Verlag, habe ich eine Definition im weitesten Sinn über Arbeit gefunden, die mir persönlich sehr gut gefällt:
«Arbeit bezeichnet all jene körperlich-energetischen sowie geistig-ideellen Handlungen und Verrichtungen des Menschen, die der instrumentell-gegenständlichen Sicherung seiner physischen Existenz und ihrer Reproduktionsbedingungen dienen. Schon sehr früh hat die theologische Reflexion die Arbeit als schöpferische und gottgewollte Tätigkeit zur Aneignung der Welt als Lebensmittel des Menschen (Gn 1,28) mit dem Moment des Quälenden, Freudlosen und Zwanghaften (Gn 3,17-18) kontrastiert und die Widerspenstigkeit der inneren wie der äußeren Natur gegen die zweckmäßige Aneignung durch das menschliche Subjekt auf dessen gestörtes Verhältnis zu seinem Schöpfergott (Erbsünde) zurückgeführt. Trotz dieses dunklen Kontrastes zwischen der Idee einer lustvollen Arbeit und der mühseligen Faktizität ihres Vollzugs hat die christlich-jüdische Tradition im Widerstand gegen ihre antike Umwelt die körperliche Arbeit nicht als etwas Ehrenrühriges verachtet, sondern sie als grundlegende, gemeinschaftsbezogene Verpflichtung eines jeden eingestuft (2 Thess 3,10). Anderseits wird die Gefahr gesehen, daß der Mensch von seiner Arbeit aufgezehrt und dadurch sich selbst und Gott entfremdet wird. Die Arbeit wird daher stets relativ zum Bedürfnis des Menschen nach Selbstverwirklichung gesehen, weswegen ihr Wert auch häufig im biblischen Kontext eingeschränkt wird (Ex 20,10; Mt 6,23). Die Theologie hat gerade angesichts eines in der Neuzeit immer deutlicher werdenden Widerspruchs zwischen Lohn-Arbeit und Kapital die Differenz von entfremdeter und nichtentfremdeter Arbeit vor dem angedeuteten Hintergrund zu reflektieren, als gottwidrig zu kritisieren und die Abschaffung aller Verhältnisse zu verlangen, die verhindern, daß sich im arbeitenden Menschen das wahre Bild des Schöpfers spiegeln kann.»
Und wenn jemand sich zum Christentum bekennt oder ein Mensch guten Willens ist, so stehen beispielsweise im römisch-katholischen Katechismus (KKK 306, 1884 und 1951) noch folgende tiefsinnigen Hinweise:
306 Gott ist souverän Herr über seinen Ratschluß. Aber um ihn auszuführen, bedient er sich auch der Mitwirkung der Geschöpfe. Das ist nicht ein Zeichen von Schwäche, sondern der Größe und Güte Gottes. Denn Gott gibt seinen Geschöpfen nicht nur das Dasein, sondern auch die Würde, selbst zu handeln, Ursache und Ursprung voneinander zu sein und so an der Ausführung seines Ratschlusses mitzuarbeiten (Vgl. dazu auch 1884, 1951).
1884 Gott wollte sich nicht die Ausübung aller Gewalten allein vorbehalten. Er überläßt jedem Geschöpf jene Aufgaben, die es den Fähigkeiten seiner Natur gemäß auszuüben vermag. Diese Führungsweise soll im gesellschaftlichen Leben nachgeahmt werden. Das Verhalten Gottes bei der Weltregierung, das von so großer Rücksichtnahme auf die menschliche Freiheit zeugt, sollte die Weisheit derer inspirieren, welche die menschlichen Gesellschaften regieren. Sie haben sich als Diener der göttlichen Vorsehung zu verhalten (Vgl. dazu auch 307, 302).
1951 Das Gesetz ist eine von der zuständigen Autorität im Blick auf das Gemeinwohl angeordnete Verhaltensregel. Das sittliche Gesetz setzt die vernunftgemäße Ordnung unter den Geschöpfen voraus, die durch die Macht, Weisheit und Güte des Schöpfers zu ihrem Wohl und im Blick auf ihr Ziel festgelegt worden ist. Jedes Gesetz hat im ewigen Gesetz seine erste und letzte Wahrheit. Das Gesetz wird von der Vernunft ausgesprochen und festgelegt als eine Teilhabe an der Vorsehung des lebendigen Gottes, des Schöpfers und Erlösers aller. „Diese Anordnung der Vernunft nennt man das Gesetz“ (Leo XIII., Enz. „Libertas præstantissimum“, Thomas v. A., s. th. 1–2,90,1 zitierend) (Vgl. dazu auch 295, 306).
- „Unter allen beseelten Wesen kann einzig der Mensch sich rühmen, gewürdigt worden zu sein, von Gott ein Gesetz zu empfangen. Als vernunftbegabtes Lebewesen, das zu verstehen und zu unterscheiden fähig ist, soll er das Verhalten seiner Freiheit und seiner Vernunft entsprechend regeln in Unterordnung unter den, der ihm alles übergeben hat“ (Tertullian, Marc. 2,4) (Vgl. dazu auch 301).
Diese Hinweise beherzigend bekommt der Begriff «Arbeit» unweigerlich einen viel tieferen, den weitesten Sinn, anders als es die Wirtschaft erkannt hat oder im Wikipedia unter «Arbeit» erklärt wird.
Was ich nicht verstehe, ist, dass es so weit kommen konnte, dass «Arbeit» zum Zwang wurde. Zwang, deswegen, weil wir kaum noch ohne Arbeitslohn leben könnten. Eine Familie gründen, ohne ein Einkommen, wäre unmöglich, Und was kostet dieser absurde Genderimus? Das Thema Arbeit nimmt im Leben der meisten Menschen einen zu grossen Raum ein. Fragen rund um das Thema Arbeit, und damit eng verbunden das Thema Wirtschaft, beschäftigen die Menschen, Unternehmer wie Führungskräfte und Mitarbeiter (Neoservus argento gaudet) zu sehr. Unternehmen möchte man unter den Anforderungen sich ständig verändernder Marktbedingungen wertorientiert führen. Doch welche Werte sind da gemeint: Job, Lohn, Haus, Auto, Gesundheit, Kinder? Aber diese Art von Werten schaffen keine Arbeit, wie sie der Schöpfer uns an seinem Plan teilzunehmen gedacht hat. Sie prägen den gesellschaftlichen Diskurs einseitig und ungerecht, sie vernachlässigen die echte Wertschätzung von Arbeit gegenüber unserem Schöpfer. Jeder ist mit der finanziellen Balance von möglichst wenig Arbeit und möglichst viel Privatleben beschäftigt (Hedonismus gab es schon in der Antike), anstatt nach dem wahren Sinn zu suchen, den die Arbeit für uns Menschen eigentlich hat, haben sollte. Wehe, wenn einer da nicht mithält, rutscht er ins vermeintliche Nichts ab, wird kriminell und muss in der Regel ins Gefängnis oder muss sonst vom Staat unterhalten werden. Ja klar, die andern, die Grossen, zahlen dann schon Steuern. Auffangbecken für die Armen und Kleinen sind AHV, Pension, Fürsorge, Invaliden- und Krankenversicherungen. Ich mag nicht behaupten, dass man mit diesem System nicht klar kommt, aber es sind die von uns angefreundeten und schicksalhaften Konsequenzen (Wirkungen) von Machtkämpfen, (Wirtschafts-)Kriegen, Entlassungen, Misswirtschaften, Konkurse, (psychische) Krankheiten und Abfall von Tradition und Glauben. All dies tragen wir scheinbar getrost (getröstet von den Auffangbecken alias Trösterchen), an die wir uns irgendwie daran gewöhnt haben. Aber es könnte irgendwann irgendwie auch das Licht der Wahrheit aufgehen: Der Mensch ist zu Höherem berufen!
Weitere Hinweise und Quellen
- Das Recht auf Arbeit für Menschen mit Behinderungen − Internationale Perspektiven
- Der Einfluß der Arbeitswelt auf die Familie „Familie in der Zerreißprobe“
- Arbeitslosigkeit: Der Standortwettbewerb ist schuld, Werner Vontobel
- Jobsuche und Karriere: So entsteht ein Arbeitszeugnis
- Enzyklika Laborem Exercens (über die menschliche Arbeit) vom hl. Papst Johannes Paul II.
5 Anworten auf „Über die unselige Abhängigkeit der Arbeit vom Lohn“
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